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Liebe Leser*innen, liebe Kolleg*innen, liebe Ethik-Interessierte,
mit diesem Newsletter möchten wir Ihnen wieder eine Auswahl an Themen und Fragestellungen präsentieren, die aktuell im Bereich der Gesundheitsethik diskutiert werden. Es ist viel in Bewegung, das sorgfältige Abwägung, begriffliche Klärung und Diskussion mit breiter Beteiligung erfordert.
Der Herbst bringt nochmal eine hohe Veranstaltungsdichte im Zentrum für Gesundheitsethik mit sich – wir freuen uns auf den direkten Austausch und die gemeinsame inhaltliche Arbeit mit vielen von Ihnen.
Es grüßt Sie im Namen des Zentrums für Gesundheitsethik
Julia Inthorn
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Aktuelles
Abnehmen mit Medikamenten?
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Seit Mitte Juli ist das Medikament Wegovy® mit dem Wirkstoff Semaglutid zur Behandlung der Adipositas auch in Deutschland erhältlich. In der Zulassungsstudie hatten Proband*innen, die mit Semaglutid behandelt worden waren, bis zu 15% an Gewicht verloren. Weitere Medikamente mit ähnlichen Wirkstoffen, die in klinischen Studien sogar noch deutlichere Effekte zeigen konnten, befinden sich in der Entwicklung.
Die Erfolge, die mit diesen Medikamenten möglich scheinen, sind beeindruckend, werfen aber auch Fragen zum medizinischen und gesellschaftlichen Umgang mit Adipositas auf. Fachleute beklagen schon seit längerem die defizitäre Versorgung von Menschen mit Adipositas im deutschen Gesundheitssystem. Adipositas geht mit einem erhöhten Risiko für zahlreiche Folgeerkrankungen einher, kann die Lebensqualität – nicht zuletzt aufgrund von Stigmatisierung und Diskriminierung – erheblich beeinträchtigen und gilt als eine wesentliche Ursache gesundheitlicher Ungleichheiten in der Bevölkerung. Eine wirksame Therapie erscheint daher sowohl unter dem Gesichtspunkt der Fürsorge als auch unter dem Gesichtspunkt der Gerechtigkeit als dringendes Desiderat. Gleichzeitig zeigt sich an den neuen Abnehmmedikamenten exemplarisch das Dilemma (post-)industrieller Gesellschaften, die aufgrund ihrer ökonomischen Anreizstrukturen dazu neigen, Zivilisationskrankheiten mit Hilfe pharmazeutischer Innovationen zu bekämpfen, statt bei den Ursachen anzusetzen. Dass Novo Nordisk, der Hersteller von Wegovy®, zwischenzeitlich zum wertvollsten Unternehmen Europas aufgestiegen ist, gibt jedenfalls zu denken.
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Hintergrund
Krankenhaustransparenzgesetz und die Frage der Qualität
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Das Gesundheitsministerium plant, mit der Einführung eines Transparenzregisters Bürger*innen darüber zu informieren, welche Leistungen in welcher Qualität und mit welcher personellen Ausstattung von Krankenhäusern angeboten werden. Die Vorstellung, Qualität sichtbar zu machen, damit Bürger*innen und Patient*innen die Versorgungsqualität bei der Wahl des Krankenhauses als Kriterium heranziehen können, klingt sinnvoll. Doch wie soll diese Qualität gemessen werden? Was macht eine qualitativ gute Versorgung aus und für wen? Statistische Informationen hängen stark von der Definition von Variablen ab. Die in der Medizin übliche Variable der Überlebenswahrscheinlichkeit zum Beispiel ist in kontrollierten Studien als Vergleich zwischen ähnlichen Patientengruppen sinnvoll. Aber würde sie sich auch zum Vergleich zwischen Krankenhäusern eignen? Bei Krankenhäusern mit sehr unterschiedlichem Patientenklientel hinsichtlich Alter oder Vorerkrankung könnte eine solche Variable auch zu einem falschen Eindruck führen. Für Aspekte wie Zuwendung oder den respektvollen Umgang mit Patientenwünschen gibt es derzeit keine etablierten Messverfahren. Worauf es bei Qualität in der Gesundheitsversorgung ankommt und was ein Register dazu beitragen kann wirft damit auch ethische Fragen auf.
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„Sterbehilfe“ als Hilfe zum Sterben meint das Sterbenlassen eines schwer kranken oder leidenden Menschen bzw. das gezielte Verkürzen seines Lebens aufgrund seines eigenen ausdrücklichen oder mutmaßlichen Verlangens. Drei Handlungsbereiche sind dabei zu unterscheiden.
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Ethik praktisch
Demenzsensible Bestattung – Teilhabe auch in Ausnahmesituationen ermöglichen
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Bild:
Jens Schulze / Landeskirche Hannover
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Der Weg zu einer demenzsensiblen Gesellschaft lässt sich auf unterschiedliche Arten begehen. Neben dem Blick auf Teilhabe von Menschen mit Demenz z.B. innerhalb einer Kirchengemeinde, lohnt es sich auch auf Bereiche zu schauen, die zuerst etwas untypisch erscheinen.
Parallel zu steigenden Zahlen diagnostizierter Demenzerkrankungen nehmen auch Konstellationen bei Todesfällen zu, bei denen unter den Hinterbliebenen jemand mit einer Demenz-Erkrankung ist. Bei Zugehörigen kann Unsicherheit darüber bestehen, wie die an Demenz erkrankte Person sinnvoll in den Prozess der Abschiednahme und Bestattung eingebunden werden kann.
In einem Todesfall können speziell geschulte Bestatter*innen und Pastor*innen den Hinterbliebenen beratend zur Seite stehen und gemeinsam ressourcenorientierte Lösungen überlegen, die auch der Person mit Demenz das Begreifen des Todes, eine Abschiednahme und das Beisammensein in der Trauergemeinschaft ermöglichen (vgl. hierzu z.B. die Podcast-Folge von „TheEnd“ zu demenzfreundlicher Bestattung).
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Zum Weiterdenken
Ein partizipatives Gesundheitssystem - Zukunftsvision?
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Wie kann Beteiligung im Gesundheitssystem organisiert werden? Wie bedeutsam ist dabei die Unterscheidung von Patient*innen und Bürger*innen? Der Bericht eines multiprofessionell besetzten Workshops will dazu einladen, Ideen für Institutionen und Strukturen in einer Gesundheitsdemokratie der Zukunft zu diskutieren.
Link
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Zentrum für Gesundheitsethik
an der Ev. Akademie Loccum
Knochenhauer Str. 33 30159
Hannover T: 0511 1241-496
E-Mail: zfg@evlka.de
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